Performance für eine Schauspielerin, zwei Sprecher, einen Schlagzeuger und eine Alltagsexpertin
Mit: Rana Farahani, Andreas Lübbers, Dirk Achim Dhonau, Isabelle McEwen, Arne Böge; Text und Regie: Isabelle McEwen, Musik: Dirk Achim Dhonau, Dramaturgie: Andreas Lübbers, Kostüme: Annabelle Gotha
Premiere: 01.02.2019 im Hamburger Sprechwerk
Sara (Rana Farahani) träumt von einer Kunst, die eine Wahrheit formuliert. Eine Kunst, die etwas über die Welt erzählt, in der wir leben. Die die Augen öffnet für die realen Umstände. Doch kann dieser Traum Realität werden? Ist die Kunst nicht schon längst zu einem manipulativen Konsumgut im Rahmen der kapitalistischen Weltordnung verkommen?
In ihrem Traum trifft Sara auf Menschen, die sich mit der Kunst auskennen sollten, auf Kunstkäufer, Kunsttheoretiker, Kunstmacher und Kunsthändler. Sie begegnet den unterschiedlichsten Sichtweisen auf und Erwartungen an die Kunst. Darf sie zum Widerstand aufrufen? Kann sie die Wahrheit aussprechen? Wie kann die Kunst überleben, ohne sich in Abhängigkeiten zu begeben? Macht sich eine Kunst, die am Markt präsent ist, nicht automatisch zur Hure? Muss Kunst, die wahrgenommen werden will, sich nicht den Marketinggesetzen unterwerfen und ist dadurch korrumpierbar?
Die junge Frau geht dafür ins Gespräch mit einem etwas widerborstigen Philosophen (Andreas Lübbers) mit dem Künstler Joseph Beuys (Dirk Achim Dhonau) oder mit der Tochter eines amerikanischen Künstlers (Isabelle McEwen). Sie träumt sich von einer Erfahrungswelt in die nächste. Sie mutiert in ihrem Traum zu einer Kunsthistorikerin, die einen Vortrag über die Position von Künstler in der Gesellschaft hält. Sie spannt dabei einen großen Bogen von religiöser Kunst über Picassos Guernica und Fernando Boteros drastische Abu Ghraib-Bilder bis hin zu den gehypten Werken von Jeff Koons. Sie untersucht die Funktion von Kunst, die sie für die Herrscher in der Gesellschaft spielt. Kann Kunst überhaupt frei sein und eine Störung in der Gesellschaft darstellen? Vielleicht gelingt ihr das am besten in der abstrakten Kunst? Doch die Ernüchterung folgt sofort: Gerade diese „moderne“ Kunst wurde vom CIA als Bollwerk gegen den Ostblock instrumentalisiert.
Der Soundtrack, den der Jazz-Musiker Dhonau am Schlagzeug und Klavier zu Saras Traumreise erfindet, wurde zu einem Begleiter aus Tönen, Klängen und Rhythmen. Die minimal eingesetzten Theatermitteln verraten, dass der Fokus der Regisseurin McEwen bei dieser Inszenierung klar auf dem Inhalt lag. Sie ließ eine beeindruckende Fülle an fundierten Informationen und anregenden Thesen einfließen. So wurde hier der „Tatort Kunst“ in einem erkenntnisreichen, anregenden Bühnenabend untersucht, der weit über den Tellerrand hinausschaute und viele Blicke auf die Kunst aus der Metaebene ermöglichte.
„Wie man einer träumenden Häsin die Kunst erklärt“, Birgit Schmalmack, www.hamburgtheater.de
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