Ein Stück von Dorcy Rugamba mit Rana Farahani, Ibrahima Sanogo, Muwala-Paulo Lando, Musik: Dirk Achim Dhonau, Regie: Isabelle McEwen
Premiere am 10.11.2016 im Hamburger Sprechwerk
„Es geht im Text um alle Menschen, die irgendwann als minderwertig betrachtet und als solche behandelt wurden.“ (Dorcy Rugamba)
„Bloody Niggers!“ findet seinen Einstieg mit einer Filmaufnahme des amerikanischen Präsidenten George W. Bush. Mit einem Megaphon auf den Trümmern des World Trade Centers stehend verkündet er, die Verantwortlichen für diesen Anschlag würden Amerikas Schmerzensschreie schon sehr bald deutlich zu hören bekommen. Dann tritt eine Frau auf die Bühne. Nichts, was nun folgen soll, wird liebreizend sein. Es ist von den Kreuzzügen der katholischen Kirche, der Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus und dem Töten der Indianer die Rede. Vom Völkermord an den Herero und Nama in Namibia und den Menschenrechtsverletzungen der Franzosen in Algerien.
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Die Mittel, die auf der Bühne eingesetzt werden, sind minimal. Ein Schachbrett, auf dem ein sich stetig wiederholendes Spiel schwarz gegen weiß stattfindet, ein blutiger Lumpenhaufen. Dazu eine donnernde Begleitung mit verschiedenen Percussions und einer Vielfalt von Instrumenten durch den Musiker Dirk Achim Dhonau, die immer wieder die Rhythmen indigener Völker aufgreift und bewusst an den Nerven des Publikums zerrt. Im Zentrum steht jedoch der Monolog, in dem sich Ereignis an Ereignis kettet.
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Das Stück, das 2007 von dem rwandischen Autor und Theatermacher Dorcy Rugamba geschrieben wurde, hat in seiner Rohform keine Handlung, keine Rollen und keine Regieanweisungen. Die Umsetzung durch die Regisseurin Isabelle McEwen ist großartig gelungen und die schauspielerische Leistung der Darsteller durchweg grandios. Ihnen gelingt es, bei jenen, denen die Zahlen und Daten aus dem Stück keine Ruhe lassen, den Forscherdrang zu wecken, sich mit den unangenehmen Fakten unserer Geschichte und Gegenwart auseinander zu setzen. Damit sich die Geschichte nicht wiederholt, müssen wir uns als Publikum aus der Rolle der Zuschauer herauswagen und in eine fundamentale Reflexion unseres eigenen Selbstverständnisses und unserer Wertegemeinschaft begeben.
„Bloody Niggers! Und haben wir dazugelernt?“, SB, www.schattenblick.de